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Manfred Chobot

Lesung des Autors

Manfred Chobot
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Am Sonntag den 13. Oktober stellte Manfred Chobot im Krinzinger Lesehaus sein neustes Buch „In 116 Tagen um die Welt“ vor.

In seinem neusten Roman erzählt der Autor von einer Kreuzfahrt, die er anlässlich seiner goldenen Hochzeit unternimmt. Gemeinsam mit seiner Frau, Galeristin Dagmar Chobot reist er vier Monate lang um die Welt. Auf rund 200 Seiten schildert Chobot Bordleben, Landausflüge und das Zusammenleben auf engstem Raum mit 1.100 anderen Menschen. Gespräche mit Passagieren, Anekdoten und Begegnungen fließen zu absurden, komischen,
seltsamen und schrecklichen Geschichten zusammen.

Auf knapp 300 Seiten schildert Chobot unterhaltsam wie scharfsinnig, Beobachtungen, Bekanntschaften und Erlebnisse, die sich während der Kreuzfahrtim vergangenen Jahr mit Frau Dagmar unternommen hatte ereigneten. Die Konventionen des Touristentums beschreibt der gebürtige Wiener mit viel Humor und einem ironischen Blick auf sich selbst wie seine Mitmenschen. Trotz Weltreise erscheint der Dampfer dabei wie ein Dorf. Ein Großteil der Passagiere ist bereits im Rentenalter, abgesehen von Familien, deren Kinder sich noch nicht im schulpflichtigen Alter befinden.

Die Reise beginnt in Hamburg. Zu den Gästen zählt eine Reihe an exzentrischen Persönlichkeiten, die ihre charakterlichen Qualitäten während der gemeinsamen Zeit sukzessive enthüllen. Da ist zum Beispiel „Herr Meckerer“, der sich über die Masse an alten und kranken beschwert, welche zum sterben auf das Schiff kämen. Er ist ohnehin der Meinung, dass Reisen sinnlos seien und verachtet insbesondere Luxusurlaube. Selbst interessiere er sich nur für Seefahrt und Technik… Oder Frau Simulantin, die den gesamten Tag im Fitnessraum verbringt und sich in einen Rollstuhl setzt, sobald es an Land geht. Dadurch würden andere Rollstuhlfahrer in Verdacht kommen, sich lediglich Vorteile erhaschen zu wollen. Auch das Personal ist bemerkenswert. So diskreditiert Frau Feldwebel, die Vorturnerin, jeden zahlenden Gast, der sich zu ihren Stunden verspätet. Der Proviantmeister Andreas hingegen erscheint zugänglich und informiert Chobot, welcher sich für die logistische Versorgung der Menschenmassen interessiert, dass innerhalb von 2 Wochen unter anderem 20 000 - 30 000 Tausend Eier sowie 33 000 kg Obst und Gemüse konsumiert wurden.

Das Lieblingsziel des Autors bleibt Bitcurn. Da die kleine Insel lediglich 39 Einwohner besitzt, ist  es den 1100 Passagieren nicht erlaubt, an Land zu gehen. Die Bitcurner kommen stattdessen auf das Schiff und verkaufen Seife, Briefmarken und Ansichtskarten von der Insel. Der Besuch in Sydney hingegen gestaltet sich als Herausforderung. Vor der Küste bleibt eine Konfrontation mit der Drogenfahndung nicht aus, die jedoch abgesehen von Schilddrüsen Medikamenten bei Familie Chobot keine verdächtigen Substanzen finden kann. Ausserdem unternimmt das Paar auf Wunsch von Frau Dagmar eine Kanutour als Abwechslung zur Kreuzfahrt. Auf dem Waitangi River müssen sie dann selbst zu den Haruru-Falls paddeln, wobei sich bei der Rückfahrt glücklicherweise herausstellt, dass die Boote mit Aussenmotor ausgestattet sind.
In Singapur, dem Land mit der Weltweit höchsten Exekustionsrate ist sogar versuchter Selbstmord strafbar. Im Schnitt wird alle 14 Tage jemand hingerichtet, mitunter weil es verboten ist, über 50g Kannabis mit sich zu führen. Auch zum Kaugummi kauen braucht man ein ärztliches Attest und Graffiti wird entweder mit Gefängnis oder Rohrstockprügel sanktioniert. Zudem ist es weder den Bewohnern, noch externen Journalisten erlaubt sich kritisch zur Situation im Land zu äußern.

Auf dem Dampfer bleiben intensive Konflikte nicht aus. Das unangefochtene Eskalationpotential geht von den vier Waschmaschine aus, die den Hygiene Standard von 1100 Passagieren nicht decken können. Neben verbalen Kämpfen werden Bestechungsversuche unternommen und Wachdienste eingesetzt, um an einen Maschinenplatz zu kommen oder zu verhindern, dass die eigene Wäsche entfernt wird, bevor der Waschgang abgeschlossen ist. Zudem geraten Raucher und Nichtraucher wiederholt aneinander, wenn letztere sich in den Raucherbereich setzten und darüber beschweren, dass geraucht wird. Doch auch gute Bekanntschaften werden geschlossen. So lernt Chobot auf dem „Adlerhorst“, wie der Raucherbereich genannt wird, die redselige Nachteule Tamara kennen. Und schließlich endet die Reise doch mit einer kleinen Revolution, wenn die Passagiere trotz Champagner im Wartebereich und bewaffnetem Personal in der Gepäckzone eine Barriere rammen, um an ihre Koffer zu gelangen.

MANFRED CHOBOT wurde 1947 in Wien geboren. Er ist freier Schriftsteller und Lyriker, lebt heute in Illmitz (Burgenland), Wien und Corralejo (Fuerteventura). In seinen Werken befasst sich Chobot mit aktuellem Zeitgeschehen und kulturellen Randerscheinungen. Er ist Vorstand der Grazer Autorenversammlung, der europäischen Schriftstellervereinigung Kogge und der IG-AutorInnen sowie Mitglied der Literaturkreises Podium. 1971 eröffnete er mit seiner Frau die Galerie Yppen, später umbenannt in Galerie Chobot. Mit seinen Bildgedichten nahm er an Fotoausstellungen in Österreich, Deutschland und Frankreich teil. Als Begründer, freier Mitarbeiter, Herausgeber und Redakteur war der Autor für Rundfunk, Fernsehen, Theater, Verlage und Zeitschriften tätig. Er partizipiert an internationalen Literaturfestivals, Lesungen und Kongressen. Seine Arbeit brachten ihm zahlreiche Preise und Stipendien ein. In diesem Jahr wurde dem 72 jährigen das goldene Verdienstzeichen des Landes Wien verliehen. Chobots Werke erscheinen in Spanisch, Französisch, Englisch, Slowakisch, Tschechisch, Polnisch, Ukrainisch, Bulgarisch, Hindi, Bangla, Slowenisch, Holländischen und Litauisch.

Weitere Auszeichnungen 2003 Ehrendoktorat für Literatur der WAAC (World Academy of Arts and Culture), 2006 Literaturpreis des Landes Burgenland, 2007 BEWAG-Literaturpreis, 2017 Kathak Literary Award, Dhaka / Bangladesch.

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